E R F U R T
  Erfurt ist nicht nur Landeshauptstadt, sondern mit knapp 200.000 Einwohnern und einer Fläche von ca. 269 km² auch die größte Stadt des Freistaates.

Erfurt "... liegt am besten Ort. Da muss eine Stadt stehen!" So urteilte der große Reformator Martin Luther im 16. Jahrhundert. Erstmals erwähnt wurde Erfurt jedoch schon 742 in einem Brief an Papst Zacharias. Der Missionsbischof Bonifatius erkannte die prädestinierte Lage des Ortes "Erphesfurt" in der fruchtbaren Gera-Aue und empfahl ihn der römischen Kirche als Sitz eines Bistums. Erfurt wurde zum geistlichen Zentrum Thüringens.
Die bevorzugte Verkehrslage am Kreuzungspunkt alter deutscher und europäischer Handelsstraßen, ein früher und weit reichender Markt- und Handelsverkehr und das Vorhandensein einer Königspfalz begünstigten die frühe Stadtwerdung Erfurts.
Auf über 1260 Jahre bewegte Geschichte blickt Erfurt heute zurück. Viele Unverwechselbarkeiten kennzeichnen die größte thüringische Stadt mit ihrem Wahrzeichen Dom und Severikirche sowie einem fast vollständig erhaltenen mittelalterliche Stadtkern.

 

Blick vom Ägidienkirchturm über die Krämerbrücke nach Westen
(Gouache von 1810)


Marien-Dom und St. Severi

Das wohl bekannteste Erfurter Wahrzeichen ist das Ensemble von Marien-Dom und Severi-Kirche. Es ist einzigartig in Europa. Dom und Kirche überragen Erfurt majestätisch. Ihre Silhouetten prägen die Stadtansicht seit Jahrhunderten. Sie sind ein architektonisches Meisterwerk der deutschen Gotik. Zum Dom und zur Kirche St. Severi (erbaut 1278 - 1400) führt eine gewaltige Freitreppe. Im Dominneren beeindruckt u. a. der gotische Chor. Seine dreizehn Glasfenster bilden einen farbenprächtigen Zyklus. Die Fenster sind fast 18 Meter hoch und zählen zu den großartigsten Beständen mittelalterlicher Glaskunst.

Einmalig ist auch die "Gloriosa". Sie gilt als die größte frei schwingende, mittelalterliche Glocke der Welt. Sie befindet sich im mittleren Turm. Laut einer Inschrift auf ihr wurde "die Ruhmreiche" im Juli 1497 vom Glockengießer Wou von Kampen gegossen. Der Durchmesser beträgt 2,57 Meter, die Höhe 2,50 Meter mit Krone, das Gewicht rund 11,5 Tonnen. Gerhard van Wou goss auch den "Wolfram" - ebenfalls für den Dom - und die "Vincentia" für die Severi-Kirche. Als "Königin der Glocken" wird die "Gloriosa" seit Jahrhunderten wegen ihres Wohlklangs gerühmt.


Domplatz

Wendet man dem beeindruckenden Domberg den Rücken, liegt einem der Domplatz zu Füßen. Ihn prägen viele historische Gebäude. Sie alle haben u. a. die Kanonade während der französischen Besetzung 1813 und auch zahlreiche Stadtbrände überdauert. Besondere Kleinode unter ihnen sind die Grüne Apotheke (18. Jahrhundert) und das Haus Zur Hohen Lilie (1538).

An der Ostseite des oft von Marktgewimmel erfüllten weiten Platzes mündet die Marktstraße ein, die einst Teil der Via regia war, die auch Hohe Straße oder Königstraße genannt wurde.

Nur wenige Schritte sind es bis zum ehemaligen Waidspeicher in der Mettengasse. Er dient heute als Spielstätte für das Kabarett und das Puppentheater.

Rechterhand führt der Weg dann zu sorgsam restaurierten Baulichkeiten der Großen und Kleinen Arche, z. B. zum Haus zum Sonneborn.


Fischmarkt / Rathaus

Einer der bemerkenswertesten Plätze der Stadt ist der Fischmarkt. Hier kreuzen sich die Königstraße und der alte Nord-Süd-Handelsweg. Neben dem Rathaus gehören der im Volksmund "Roland“" genannte heilige Martin im Gewand eines römischen Kriegers (1591) sowie die beiden Bauten aus der Renaissance - das Haus Zum roten Ochsen (1562) und das Haus Zum Breiten Herd (1584) zu den Sehenswürdigkeiten.

Der Hauptbau des Rathauses ist von 1870 bis 1874 im Stil der Neugotik erbaut worden. Es besitzt zahlreiche Wandgemälde im Treppenaufgang und Festsaal. Sie stellen Legenden und Szenen aus dem Leben Luthers und Bilder aus der Erfurter und Thüringer Geschichte und Sagenwelt dar. Der Festsaal bildet oft den Rahmen für Konzerte und Empfänge.

 


Krämerbrücke

Unweit des Rathauses findet sich eine weitere Sehenswürdigkeit, die Erfurts legendären Ruf begründet. Die Krämerbrücke ist der wohl interessanteste Profanbau der Stadt. Sie wurde 1325 als steinerne Bogenbrücke über die Gera errichtet. Hier querte einst die Via regia den Fluss. Die Krämerbrücke ist mit ihren 120 Metern die längste und mit 32 Häusern die einzig komplett bebaute und bewohnte Brücke nördlich der Alpen.

Im Mittelalter befanden sich an ihren Enden Brückenkopfkirchen. Heute existiert nur noch eine: die Ägidienkirche (1110 erste Erwähnung, 1293/1472 durch Stadtbrände zerstört, 1324/1582 Wiederaufbau; der Turm wurde an das Kirchenschiff angebaut, 1383 Guss der Glocke, die die zweitälteste Glocke in Erfurt ist, 1582 Einsturz von Teilen der Kirche und Wideraufbau, 1615 Profanisierung, 1827 Privatbesitz, 1960 Gemeindekirche der evangelischen Gemeinschaft, seit 1970 mit evangelisch-methodischer Freikirche vereint).

Die Ägidienkirche ist die einzige erhaltene Brückenkopfkirche. Der Turm ist mit der Kirche durch ein begehbares Tor zur Krämerbrücke verbunden und bietet von oben einen herrlichen Rundblick über Erfurts Altstadt.


Der Anger

Erfurts Anger ist von Alters her Marktplatz gewesen. Im Mittelalter fand hier u. a. der Handel mit Färberwaid statt. Daher wurde er auch Waidanger genannt. In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde der Anger dann zu einem Einkaufsboulevard umgestaltet. Dies und die Tatsache, dass er zahlreiche historische und architektonisch bemerkenswerte Gebäude aufweist, macht ihn besonders reizvoll.

Ein besonderer Blickfang bietet sich am Anger 37/38. Die Gebäude „Haus zum Goldenen Hecht“ und „Haus zum Großen und Neuen Schiff“ aus der Mitte des 16. Jahrhunderts wurden 1833 zum heutigen Haus Dacheröden verbunden. Goethe, Schiller oder Humboldt verkehrten hier. Hinein gelangt man durch eines der schönsten Renaissanceportale Erfurts. Im Anger Nr. 6 residierte 1808 Zar Alexander I.

Im Dreißigjährigen Krieg wohnte im Haus Nr. 11 Königin Marie Eleonore von Schweden, der hier die Nachricht vom Tod ihres Mannes Gustav II. Adolf von Schweden überbracht wurde.


Die Staatskanzlei / ehem. kurmainzische Staatskanzlei

Folgt man dem Anger in südwestliche Richtung, stößt man auf den Sitz der Thüringer Staatskanzlei. Hier residiert der Ministerpräsident. Die Staatskanzlei befindet sich in der ehemaligen kurmainzischen Statthalterei. Sie wurde 1711 bis 1720 nach Ideen des Baumeisters Maximilian von Welsch unter Einbeziehung von Renaissance-Häusern im Barockstil errichtet. Sehenswert sind das repräsentative Portal sowie der westliche Teil des Frontgebäudes im Barockstil. Gäste des Hauses waren u. a. Persönlichkeiten wie Schiller, Herder, Humboldt und Wieland. Hier fand auch 1808 das historisch bedeutsame Zusammentreffen Napoleons mit Goethe statt.


Der Erfurter Kaisersaal

Zu den Gebäuden, die die Geschichte der Landeshauptstadt Erfurt in besonderer Weise dokumentieren, gehört der Kaisersaal in der Futterstraße, der am 15. Mai 1994 nach umfangreicher Rekonstruktion als Kultur- und Kongreßzentrum wiedereröffnet wurde.

Aus drei Patrizierhäusern entstand Anfang des 18.Jahrhunderts das Universitätsballhaus. Das Gebäude diente auch als Spielstätte für fahrende Theatergruppen und konnte so auch Goethe mit dem von ihm geleiteten Weimarer Theater begrüßen. 1791 hob sich im Kaisersaal der Vorhang zur Thüringer Erstaufführung von Schillers "Don Carlos", an der der Dichter selbst teilnahm. Auf Einladung Napoleons kam 1808 Zar Alexander I. von Russland nach Erfurt, um an einem europäischen Fürstenkongress teilzunehmen. Konzertabende mit Paganini, Franz Liszt und Clara Schumann waren nur einige der kulturellen Höhepunkte im Kaisersaal während des 19. Jahrhunderts. 1891 fand unter Anwesenheit von August Bebel ein SPD-Parteitag statt, auf dem das Erfurter Programm verabschiedet wurde.


Petersberg

Am 1. Juni 1695 wurde in Erfurt der Grundstein zu einer Stadtfestung gelegt. Heute ist sie eine der wenigen in Deutschland, die in wesentlichen Teilen erhalten geblieben ist – die Zitadelle Petersberg. Sie ist ein beeindruckendes Zeugnis europäischer Festungsbaukunst des 17. bis 19. Jahrhunderts.

Erst seit 1964 ist die Festung für die Öffentlichkeit erschlossen. Seit 1990 wird dies verstärkt vorangetrieben. Im Zentrum der Zitadelle Petersberg befindet sich die Peterskirche. Hirsauer Benediktiner-Mönche erbauten sie 1103-1147.


     
     
     
     
     
     

     
     

     
     
     
     
   
   
   
   

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