FRANKEN UND DER WEIN
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Mitten im Herzen der Bundesrepublik Deutschland liegt das malerisch-romantische Weinland Franken. Das Fränkische Weinland zählt zu den typischsten Weinregionen überhaupt. Guterhaltene mittelalterliche Städte und Dörfer entlang des Mainflusses und am Westhang des Steigerwaldes prägen den Charakter der Landschaft. Der Tourist und Weinliebhaber wird sich rasch wohlfühlen hier inmitten der hügeligen Weinberge, der kultivierten Gastlichkeit mit gepflegten Stadt- und Landhotels, Weinkellern und Weinprobierstuben, dem reichen Angebot an Kunst, Kultur, lebendiger Geschichte sowie den unzähligen Festen um den Wein, die jedes Jahr in Franken gefeiert werden. Typisch für den Frankenwein ist die Bocksbeutelflasche, in die seit vielen Jahrhunderten jedes Jahr die wertvollsten Qualitäts- und Prädikatsweine Frankens abgefüllt werden. Auf den 5.000 Hektar Weinbergen an Main und Steigerwald wachsen einige der besten und fruchtigsten Weißweine der Welt, während man Rotweine nur vereinzelt antrifft. Traditionell wird der Frankenwein von den vielen Weingütern, Weinkellereien und Winzergenossenschaften überwiegend in trockener oder halbtrockener Geschmacksrichtung ausgebaut. Dies und das Zusammenspiel von Klima, Boden, Rebsorte, Jahrgang und modernster Kellertechnik macht ihn unverwechselbar. Eine beachtliche Zahl fränkischer Weine trägt auf der Flasche Prämierungsmedaillen, Gütezeichen und Weinsiegel. Die fränkischen Winzer und Kellermeister streben immer nach Harmonie, echtem Sortentyp, Reintönigkeit und Bekömmlichkeit ihrer Weine. Nach einer Reise durch Weinfranken mag es schon sein, daß man es mit dem großen deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) hält, dem kein anderer Wein schmecken wollte, und daß man, wie er, dem Frankenwein treu bleibt. Im Jahre 1816 bestellte Goethe innerhalb von zehn Wochen allein 192 Liter Frankenwein, und 1821 brachte er es auf insgesamt 900 Liter! Es ist bekannt, daß der Dichterfürst täglich nach seiner Arbeit und zum Essen drei Flaschen Wein leerte. Auch der große Komponist Johann Sebastian Bach (1685-1750) und viele bedeutende Dichterund
Denker in Vergangenheit und Gegenwart huldigten dem Frankenwein. |
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Der Bocksbeutel wird seit Jahrhunderten in Franken zur Abfüllung guter bis bester Weine benutzt, die in aller Welt ihren anspruchsvollen Liebhaberkreis finden. Achten Sie beim Einkauf auf Jahrgang, Rebsorte, Herkunft, Qualitäts- oder Prädikatsstufe und Auszeichnungen des Weins. Alle Bocksbeutelweine müssen ebenso wie Qualitätsweine eine Amtliche Prüfungsnummer des Freistaates Bayern tragen, verliehen durch die Regierung von Unterfranken in Würzburg. |
Geschichte Auf kostbaren Urkunden ist der Weinbau in Franken seit dem 8. Jahrhundert nachgewiesen. In
keiner deutschen Landschaft gab es in alter Zeit mehr Kleinstaaten, weltliche und geistliche
Herrschaften, als in Franken. Über 400 Klöster waren hier wesentliche Träger mittelalterlicher Kultur und des
Weinbaues. Die Mönche sorgten für die Verbreitung der Rebkultur in Franken. Dazu auch Fürstbischof und Domkapitel von Würzburg sowie einige
namhafte Adelsfamilien, unter denen der Fürst in Castell seit mehr als tausend Jahren Stellung und
Familienbesitz zum heute größten privaten Weingut Frankens zielstrebig erweitem konnte.
Frankenwein war der Wein deutscher Könige und Kaiser des Mittelalters, der Reichstage in Würzburg und der Freien Reichsstädte Nürnberg und
Rothenburg ob der Tauber. Deren noch heute sehenswerte Wehrbefestigungen wurden zum
Vorbild für viele fränkische Städte und Weindörfer. Weinqualität
Wein ist das durch alkoholische Gärung aus dem Saft der frischen Weintrauben gewonnene Getränk. Der Wein ist das an Inhalts- und Aromastoffen (rd. 4.000) reichhaltigste Getränk, das wir kennen. Die Gewinnung des Weines - von der Kultur der Rebe im Weinberg bis zu seiner Pflege im Faß - ist eine auf wissenschaftlicher Grundlage beruhende schöpferische Tätigkeit. Der Weinbergsboden mit seiner Struktur, dem Gehalt an Mineralien und Feuchtigkeit, ist die Basis für die Qualität des Frankenweins. Die wichtigsten Bodenarten in Franken sind am Main und seinen Nebenflüssen der Muschelkalk, welcher die Sonnenwärme in hervorragender Weise speichert und an die Reben weitergibt, sowie an den Hängen des Steigerwaldes, des Schwanbergs und der Frankenberge der nährstoffreiche, rotgetönte Gipskeuper. Am Mainviereck, im westlichen Franken, finden sich weiterhin verwittertes Urgestein und Buntsandstein, die diesen Weinen ihre besondere Note verleihen. Frankenweine werden, wie alle berühmten deutschen Weine, getrennt nach einzelnen Weinbergslagen geerntet, ausgebaut, abgefüllt und, kenntlich gemacht auf dem Flaschenetikett, verkauft. Die Vermischung des Flascheninhalts unter einer großräumigen Bezeichnung, wie in großen Weinbauländern der Welt praktiziert, ist ebenso wenig üblich wie die Herstellung einheitlicher Markenweine. In Franken geht Individualität über alles. Das Klima einer Weinlandschaft ist Bedingung für die Güte des Weins. Frankens Klima wird bestimmt durch kontinentale Einflüsse mit zuweilen sehr kalten Wintern und trockenen, heißen Sommern. Mit weniger als durchschnittlich 550 mm Niederschlägen pro Jahr ist Mainfranken eine ausgesprochene „Trockeninsel" in Deutschland, wobei die umliegenden waldreichen Höhenzüge des Spessarts im Westen, der Rhön im Norden und des Steigerwaldes im Osten als „Regenfänger" wirken. Die Klimagegensätze während des Jahres führen, wie in keinem anderen deutschen Weinbaugebiet, zu deutlich schwankenden Erntemengen, aber auch zu hoher Weinqualität. Das Kleinklima eines Weinbergs wird bestimmt durch Hangneigung und Himmelsrichtung, Höhenlinie, wie die Nachbarschaft eines wärmespeichemden Flusses oder windschützenden Waldes.
Die Wärmemenge, die eine Rebfläche empfangen kann, ist umso größer, je senkrechter die direkte
Sonnenstrahlung auftrifft. Ein Südhang mit einer Neigung von 20 bis 30 Winkelgraden hat die besten
Voraussetzungen, eine hohe Wärmemenge aufzunehmen. Franken ist ein Weinbaugebiet, in dem
die arbeitsaufwendigen Hang- und Steillagen aus den geschilderten Qualitätsgründen überwiegen. Klima und Weinbergslage beeinflussen die Traubenreife, d. h. die Zuckerbildung und Säureentwicklung der Traube, mithin Alkoholgehalt, Frische und Eleganz der Weine. Deutsche und fränkische Weine werden weniger allein durch den Alkohol, als durch Lebendigkeit, Fruchtigkeit und Bekömmlichkeit bestimmt. Der Weinkenner achtet bei der Weinauswahl auf die Rebsorte, die die Art, das Bukett und den Geschmack des Weins bestimmt. Die einzelnen in Franken angebauten Rebsorten unterscheiden sich schon im Weinberg durch Aussehen, Reifezeit und Ertrag. In den letzten Jahren orientiert sich der allgemeine Publikumsgeschmack wieder stärker zu den traditionell angebauten Rebsorten. Die rd. 20 in Franken gepflanzten verschiedenen Rebsorten entfalten auf den vielfältigen geologischen und klimatischen Standorten reizvolle Unterschiede in ihrer Weinart. Böden aus Muschelkalk, Gipskeuper, Urgestein und Buntsandstein variieren gemeinsam mit Klima und Rebsorte im faszinierenden Wechselspiel den Charakter der fränkischen Weine.
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Die wichtigsten Weißwein-Rebsorten in Franken
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Einen beispiellosen Aufstieg hat diese Sorte in Franken genommen; ihre Entwicklung führte vom grimmig bekämpften Außenseiter zum Spitzenreiter der Anbauliste mit rund 1500 ha (46 % der Gesamtertragsfläche)! Prof. Müller aus Thurgau in der Schweiz züchtete die Sorte während seiner Tätigkeit in Deutschland und von Franken ausgehend trat sie ihren Siegeszug durch die deutschen Weinbaugebiete an. Auch wenn ihre genetische Abstammungsgeschichte nicht sicher zurückzuverfolgen ist, schmälert das in keiner Weise
den Wert der Sorte für den Winzer und Verbraucher. Die etwas lockerbeerigen, mittelgroßen Trauben mit den
gelblich-grünen ovalen Beeren reifen früh und eignen sich damit auch für klimatisch weniger verwöhnte Lagen. Frische,
tiefgründige und nährstoffreiche Böden bevorzugt der Müller-Thurgau, aber nicht nur dort erstaunt er immer wieder
durch seine Ertragstreue und seine gleichbleibende Weinqualität. So ist es nicht verwunderlich, wenn er für viele
Winzerbetriebe das wirtschaftliche Rückgrat bildet. Man sollte den Wein dieser Sorte genießen, solange er seine herrliche Lebendigkeit und Frische bewahrt hat, am besten im ersten Jahr nach der Abfüllung. Eine Spätlese ist auf Grund der Fäulnisneigung der Trauben kaum möglich.
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Jahrhunderte lang war der Silvaner die tonangebende Sorte in Franken und auch heute noch wird vielfach Frankenwein und Silvaner in einem Atemzug genannt. Die Sorte ist der große Verlierer im Kampf um die Rebflächenanteile in Franken; war er noch 1960 mit 60 % unangefochten an der Spitze, so mußte sich der Silvaner 1975 mit ca. 33 % der Fläche begnügen. Vorwiegend Neuzüchtungen machen dem altehrwürdigen Silvaner, dessen Herkunft sich im Dunkel der Geschichte verliert, Konkurrenz. Überliefert ist, daß der Ebracher Zisterzienserabt Alberich Degen 1665 die erste Silvanerrebe Frankens im „Stein" zu Würzburg pflanzte. Weinbaulich gesehen zeigt er Schwächen hinsichtlich Holz- reife und Winterhärte, und der Wein spricht mit seinem neutralen Charakter auch nicht sofort jeden Koster an — drei Gründe, die seinen Rückgang verständlich machen! Aber die Sorte mit dem runden Blatt, den dichtgepackten Trauben und grünen Beeren hat auch ihre Vorzüge. So ist sie in der Lage, reiche Erträge zu liefern und in ihrer Reife liegt sie fast 14 Tage vor dem Riesling. Auf Muschelkalk prägt sich die Art des Silvaners in unnachahmlicher Weise aus, dort liefert er einen harmonischen, kräftigen, vollmundigen und körperreichen Wein. In großen Jahren überrascht der Silvaner mit einem Spiel und einer Eleganz, die ihresgleichen sucht; als wollte er die Weinfreunde entschädigen für ihre Treue in bescheideneren Zeiten.
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Der Riesling gilt als der ungekrönte König unter den
Weißweinen! Ein König stellt aber auch Ansprüche, nur die sonnenreichsten Lagen sind ihm gut genug, sonst verweigert
die wuchskräftige, aber spät reifende Sorte die gewünschten Oechslegrade. In Franken trägt man den hohen Forderungen
der Sorte Rechnung, denn nur knapp 3 % der Fläche sind mit Riesling bestockt. Erstaunlich ist die Frostfestigkeit
dieser Rebsorte und auch ihre übrigen weinbautechnischen Eigenschaften können sich sehen lassen, obwohl man den
kleinen dichtbeerigen Trauben nicht ansieht, was an Qualität in ihnen stecken kann.
Auch beim Riesling läßt sich die Frage nach seiner Abstammung nicht beantworten, aber das tut der Qualität keinen Abbruch. Rieslingweine sind gekennzeichnet durch Eleganz, Rasse und durch ihr dezentes nuancenreiches Bukett. Sie bestechen durch ihre fruchtige Blume und ihre feine Säure. Rieslinge haben den Weltruf der deutschen Weine begründet und werden auch in Zukunft auf dem Weltmarkt in ihrer Einzigartigkeit nicht gefährdet sein. Fülle, Körperreichtum, ihr Säuregerüst und ihre Neigung zur Edelfäule erklären die ausgezeichnete Lagerfähigkeit der Rieslingweine. Hochgerühmte Auslesen, Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen unterstreichen in sehr guten Weinjahren die unnachahmliche Größe dieser Sorte.
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Ein außergewöhnlicher Zuchterfolg gelang Georg Scheu im
Jahre 1916, als er Silvaner und Riesling kreuzte. Zu Recht trägt die neue Sorte den Namen des verdienten Züchters,
der mit seiner Scheurebe einen hochinteressanten Weintyp gefunden hat. Der Anbau der Scheurebe nimmt
in Deutschland ständig zu. Die Scheurebe geht kraftvoll in den Wuchs und im Vergleich mit anderen Sorten hat sie einen
sehr späten Vegetationsabschluß — sie nützt sonnige Herbsttage zur Vollendung der Reife —, aber sie hat auch
einen sehr späten Reifetermin. Diese Tatsache zwingt den Winzer, sie in
ausgesprochenen Qualitätslagen zu pflanzen und dorthin drängen noch andere Sorten! Auf den trockenen
Muschelkalkböden scheint sie sich besonders wohl zu fühlen. Welch ein Duft entfaltet sich in einem Glas dieses
„Scheuweines"! Nur bei später Lese erhält man Weine mit reifer Säure und
harmonischem Bukett. Die Sorte assimiliert lange. In guten Lagen werden fast immer 80 Grad
Öchsle und mehr erreicht.
Ein bestechendes Sortenbukett, das an Schwarze Johannisbeeren, mit zunehmender Reife an eine Duftkomposition aus Pfirsich und Rosen erinnert; in kleinen Jahren kann es etwas aufdringlich erscheinen. Der Wein zeichnet sich durch eine markante stahlige Säure aus, die sich in guten Herbsten mit Körperreichtum und Eleganz zu großartiger Harmonie verbinden kann. Kein Wunder, wenn in fränkischen Weinproben häufig eine Scheurebe zu den glanzvollen Höhepunkten zählt!
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Gewürztraminer
X Müller-Thurgau kreuzte Georg Scheu in Alzey und erhielt die Perle als
Ergebnis; in Würzburg wurde die Sorte weiter züchterisch bearbeitet und
in ihren weinbaulichen Eigenschaften verbessert. Sie steht nach der
Statistik mit 2,8 % der Fläche in Franken auf Rang vier. Die Lage- und
Bodenansprüche der Sorte sind gering, der Hauptgrund für ihren Anbau ist
in der Tatsache zu suchen, daß sie Winterfröste gut übersteht und wegen
ihres späten Austriebes auch nur wenig unter Spätfrösten leidet, die
Franken immer wieder heimsuchen. Wenn die kleinen, sehr dichtbeerigen
Trauben reifen, dann nehmen die Beeren einen hübschen rötlichen
Farbschimmer an. Im Weinberg macht die Anfälligkeit gegenüber dem
Botrytis-Pilz dem Winzer manchmal Sorgen.
Der Wein der Perle spricht mit seiner weichen, leichten und würzigen Art an; gerade für einen etwas empfindlichen Magen kann die verhaltene Säure der Sorte von Vorteil sein.
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Der bedeutende Dichter der Romantik, Justinus Kerner,
hätte seine ungetrübte Freude an der Neuschöpfung, die den Rebenzüchtern in seinem geliebten Weinsberg gelungen ist
und die seinen Namen trägt. Erstaunlicherweise ist eine Rotweinsorte (Trollinger) die Mutter und eine Weißweinsorte
der Vater (Riesling) dieser weißen Neuzüchtung. Ihre angemessenen Standorte sind die traditionellen
Silvanerlagen, in ihrem Wein ähnelt sie eher dem Riesling, den sie im Ertrag aber um 10—15% übertrifft. In
vergleichbaren Lagen reift sie ein gutes Stück vor dem Riesling und das mit
einem höheren Mostgewicht! Will man einen weinbaulichen Nachteil aufzählen, muß man die starke
Geiztriebbildung (= verstärkter Austrieb aus Blattachselknospen) erwähnen,
die dem Winzer die Laubarbeit erschwert — ein Handicap, das den Wert der Sorte nicht erschüttert. Die Sorte Kerner besticht durch ein ausgeglichenes, in sich abgerundetes gehaltvolles Bukett, das aber nie übertrieben wirkt; der Wein ist von anregender Frische und hat Rasse und Stoff. Zu Recht vergleicht man ihn mit dem Riesling, aber deswegen ist die Kerner keinesfalls nur der arme Vetter einer berühmten Sorte. Sie werden immer häufiger in Franken dieser Kerner-Rebe begegnen, weil sie sich nahtlos in das Bild vom kräftigen nervigen Frankenwein einpaßt.
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Auf eine Lücke im deutschen Rebensortiment scheint die
Sorte Bacchus (Silvaner X Riesling) X Müller-Thurgau gestoßen zu sein, anders läßt sich ihre rasante Ausbreitung
kaum erklären und auch in Franken hat sie überraschend schnell ihre Anhänger gefunden. Ähnlich wie Müller-Thurgau
ist Bacchus eine recht frühreife Rebe und zu erstaunlichen Ertragsleistungen fähig; ihre Blüh- und
Winterfestigkeit ist daran nicht unwesentlich beteiligt. Die in der Bundesforschungsanstalt für Rebenzüchtung entwickelte
Ergänzungsrebsorte Bacchus kann auch dort angepflanzt werden, wo der Silvaner nicht immer vollständig ausreift.
Tiefgründige und ausreichend nährstoffhaltige Böden sind dabei vorzuziehen. Das Mostgewicht liegt bei
Ertragsgleichheit durchwegs über dem des Müller-Thurgau und Silvaner, allerdings ist die zur Ausprägung eines
Gebietscharakters wesentliche, harmonische Fruchtsäure durchwegs etwas niedriger.
Für die Qualität ihres Weines ist eine möglichst späte Lese von Vorteil, sie kann in geringeren Jahren einen etwas aufdringlichen Duft verhindern helfen. Normalerweise bringen ihre Weine ein angenehm blumiges Bukett und einen fruchtigen Geschmack, der bisweilen einen leichten Muskatton annimmt. Reife Weine erinnern an Riesling, und zur Gewinnung von Spätlesen ist die Sorte in besonderer Weise geeignet. Wenn Sie ein Freund der Vielfalt sind und bukettbetonteren Weinen nicht ablehnend gegenüberstehen, sollten Sie die dem römischen Weingott Bacchus gewidmete Rebe nicht unverkostet lassen.
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Wollen Sie einen wirklich geschichtsträchtigen Schluck
nehmen? Dann kosten Sie den Traminer! Seine Herkunft läßt sich weit über 1000 Jahre zurückverfolgen und so
mancher vermutet, daß ihn die Römer schon als edle Rebsorte zu schätzen wußten. Als wollte er seine Sonderstellung
unterstreichen, präsentiert uns der Traminer seine Beeren in einer warmen rotbraunen Färbung, die sehr schön mit seinem
dunkelgrünen Blatt harmoniert. Er leistet sich aber noch andere Eskapaden, die sich nur eine Sorte mit seinem
stattlichen Alter erlauben kann: Er stellt Lageansprüche wie der Riesling, bevorzugt Böden, die tiefgründig und nährstoffreich sind und dennoch überschreiten seine Erträge
nur selten 50 hl pro Hektar.
Was also bewegt die fränkischen Winzer, diesen unsicheren Kandidaten trotzdem auf einer Fläche von über 40 ha anzupflanzen? Natürlich sein herrlicher Wein! 80-90 Grad Oechsle sollte er bei der Lese schon auf die Mostwaage bringen — welch ein einmaliges Bukett steigt uns dann in die Nase! Manchen erinnert es an Wildrosen, Vanille oder Veilchen. Fränkische Traminer sind dazu noch voll nachhaltiger Kraft, Würze und Körper. Solch vornehme Gewächse sind exquisite Spezialitäten und was so selten ist, bekommt man nicht geschenkt.
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Den Sortenreigen einer stimmungsvollen Lese im
herbstlichen Franken eröffnet die Ortega. Gemeinsam mit der Siegerrebe zählt sie zu den frühesten Sorten und das ist nicht
verwunderlich, ist doch die Siegerrebe als Vatersorte an der Kreuzung beteiligt. Der Müller-Thurgau ist die Mutter
dieser Züchtung, die von Prof. Dr. Hans Breider in Würzburg geschaffen wurde. Ungünstigere Jahre verhindern mitunter
die Ausreife der bewährten Standardsorten wie Riesling und Silvaner; gerade für solche Jahre wünschen sich die Winzer
in allen Anbaugebieten Rebsorten, die auch unter widrigen Verhältnissen in der Lage sind, reife und geschmacklich
hochwertige Weine hervorzubringen.
In dieses Wunschbild paßt die Ortega, auch wenn die Erträge etwas schwanken. Übrigens müssen die Winzer einige Mühe aufbringen, um Wespen und Vögel vom übergroßen Verzehr der aromatischen Ortegatrauben abzuhalten, wiederum bewahrheitet sich die Erfahrung, daß Vögel verwöhnte Feinschmecker sind! Ein gutes Vorzeichen also für den Wein der Sorte, der sich dem Weinfreund mit feinfruchtigem Bukett und milder vollmundiger Harmonie empfiehlt.
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Die Kreuzung Silvaner X Riesling taucht immer wieder auf,
wenn man einen Blick hinter die Kulissen der Züchter wirft; auch der Rieslaner kann sich auf diese Elternsorten berufen.
Er ist eine Neuschöpfung der Würzburger Rebenzüchtung und hat sich als ausgesprochene fränkische Spezialsorte
einen wohlklingenden Namen gemacht. Die Erträge wiesen in der Vergangenheit große Schwankungen auf, es machte
sich hier die Blühempfindlichkeit schmerzhaft bemerkbar, auch die Neigung zur Stielfäule und die Botrytisanfälligkeit
sind nicht gerade die Stärken der Sorte - die Züchtung ist hier auf dem besten Wege, Abhilfe zu schaffen.
Von diesem weinbaulichen Hintergrund spürt der Weinliebhaber nichts mehr, der sich mitreißen läßt von der begeisternden Fülle einer Würzburger Stein Rieslaner Auslese. Der Rieslaner vergleicht sich mit dem Riesling, das bedeutet, daß der reife Most viel edle Frucht, ansprechende Säure und reichen Extrakt mitbringen muß. Der Wein eines reifen Jahrganges überzeugt mit einem variationsreichen fruchtigen Bukett, mit seiner charaktervollen Eigenart, seiner rassigen Säure, kurz mit seiner Harmonie. Rieslanerweine bringen vor allem in der Spätlese- und Auslesegruppe gehaltvolle, rassige Weine. Ist der Anbauwert auch auf Franken begrenzt, so ergibt der Rieslaner hier in großen Weinjahren überragende Spezialitäten. Eine rare Kostbarkeit, geschätzt von erfahrenen Genießern und Kennern!
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Stellvertretend für die traditionsreichen weißen
Burgundersorten, zu denen noch der Weißburgunder und der Auxerrois gehören, soll der Graue Burgunder oder
Ruländer vorgestellt werden. Er ist eine Knospenmutation aus der Burgunderrebe und wurde von einem Kaufmann aus Speyer
mit Namen Ruland entdeckt und vermehrt.
Er kann in Franken aus klimatischen Gründen nicht ohne Risiko angebaut werden, daher gehören seine Weine zu den ausgesprochenen Raritäten in der fränkischen Weinpalette. Die Reife des Ruländer fällt mit dem Silvaner zusammen, aber erst ab 80 Grad Oechsle Ausgangsmostgewicht kann er die Qualität entfalten, die ihn berühmt gemacht hat. Die Weine des Ruländers sind alkoholreich, mild in der Säure und von dezentem Aroma. Auf tiefgründigen Böden und in guten Lagen liefert der Ruländer ausgesprochen feurige, edle Weine von großer Qualität. Auf den ersten Blick fällt der Ruländer vielleicht ein wenig aus dem ,,fränkischen Rahmen", auf jeden Fall beschert er uns einen interessanten Farbtupfer auf der Weinkarte. Ohne Restsüße ergibt die Rebe markante Weine, die dann als Graue Burgunder vermarktet werden.
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Albalonga | Kreuzung: Rieslaner X Silvaner Zuchtstation: Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Wein: ausdrucksvolle Blume, ausgeprägte Säure, fruchtig, elegant
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Huxelrebe | Kreuzung: Weißer Gutedel X Courtillier musque Zuchtstation: Landesanstalt für Rebenzüchtung Alzey Wein: reif, rassig, mit unverkennbarem Muskatbukett
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Mariensteiner | Kreuzung: Silvaner X Rieslaner Zuchtstation: Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Wein: Silvaner-ähnlich, kräftig, voll, mit dezentem Bukett
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Mario-Muskat | Kreuzung: Silvaner X Weißer Burgunder Züchter: L.R. Morio, Neustadt/Weinstraße Wein: aromatisch, würzig, in reifen Jahren mit Fülle und bestechender Eleganz
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Optima | Kreuzung: (Silvaner X Riesling) X Müller-Thurgau Zuchtstation: Bundesforschungsanstalt für Rebenzüchtung Geilweilerhof Wein: duftig, elegant, häufig Auslesecharakter
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Die wichtigsten Rotwein-Rebsorten in Franken
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Die Sorte hat sich aus dem Blauen Spätburgunder durch
Mutation entwickelt, sie unterscheidet sich aber im früheren Reifetermin von ihrem Stammvater. Trotz ihres sehr
geringen und unsicheren Ertrages werden immer noch einige Hektar der Sorte in Franken mühevoll umsorgt. Ohne
Erfolg hat man bis jetzt versucht, die dürftigen Traubenerträge durch Selektion zu verbessern und auch durch
bestmögliche weinbauliche Pflege ist der Frühburgunder nicht zu höheren
Erträgen zu bewegen.
Der Saft aber, der aus den kleinen dickschaligen Beeren abgekeltert wird, ist um so bemerkenswerter! Ausgezeichnete Rotweine mit feinem Duft, mit Würze und vornehmen Charakter reifen aus dem Frühburgundermost heran und verhelfen erlesenen Wildbretspezialitäten zur unnachahmlichen Abrundung. Den exklusiven Luxus eines Frühburgunderanbaues können jedoch nur sehr wenige Weinbaubetriebe verantworten.
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Wie der Riesling bei den Weißweinsorten, steht der Blaue
Spätburgunder an der Spitze der Qualitätsrangliste der Rotweine. Mit einiger Sicherheit reicht seine Tradition bis auf
spätrömische Zeiten zurück, als er von Burgund ausgehend seinen Siegeszug in alle Richtungen der Windrose antrat.
Der Spätburgunder ist sehr wählerisch in seinen Ansprüchen. Er verlangt warme Lagen und tiefgründige, lockere,
fruchtbare Böden, aber seine tiefgehenden Wurzeln überstehen auch regenarme Zeiträume.
Um den nötigen Alkohol bilden zu können, der bei Rotweinen erforderlich ist, muß er am Stock Zeit zur Reife haben, seine Lese erfolgt daher relativ spät. Inzwischen ist es der Züchtung gelungen, guttragende Spätburgunderklone zu selektieren und damit ist die Sorte auch in ertraglicher Hinsicht für die Winzer wieder interessanter geworden. Schon fürs Auge sind die rubinfarbenen Spätburgunder ein Erlebnis, aber noch stärker erfährt das Innenleben des Weingenießers die behagliche Wärme eines glutvollen körperreichen Burgunders. Mit etwas Phantasie erkennt man im Aroma einen Hauch von Brombeeren und Bittermandeln. Ein leichter Gerbstoffton sorgt für die verhalten zarte Bitterkeit, die diesen Rotwein so pikant macht und ein milde Säure läßt ihn samtweich über die Zunge gehen. An Kraft und Fülle wird der Spätburgunder kaum von einer anderen Rotweinsorte übertroffen, seine Weine zählen zu Recht zu den besonderen Spezialitäten unserer Heimat.
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Der Portugieser ist eine sehr reich tragende Sorte, seine
erstaunliche Fruchtbarkeit prädestiniert ihn zur Bereitung von süffigen, milden Schoppenweinen. Er hat damit
durchaus einen wohlverdienten Platz unter den fränkischen Rotweinen. Recht bescheiden ist der Portugieser in seinen
Forderungen an Lage und Boden, aber Pilzkrankheiten und Maifröste machen ihm zu schaffen. Seine Reifezeit liegt
erfahrungsgemäß nach dem Müller-Thurgau kurz vor dem Silvaner.
Portugieserweine sind oft leicht, manchmal etwas säurearm und von einer appetitlich hellroten Farbe. Frisch getrunken erlauben sie einen unbeschwerten angenehmen Weingenuß. So ein fränkischer Portugieser von den roten Buntsandsteinhängen ist ein liebenswerter Begleiter durch das schmackhafte Defilee unserer heimischen Wildgerichte und herzhaft deftigen Rindfleischspezialitäten. Kurzum ein Tröpfchen, das von unserer Weinkarte nicht mehr wegzudenken ist!
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